Erfahrungsberichte

Diese Rubrik bietet die Möglichkeit Stimmungsberichte der eigenen Praktika-Erfahrungen zu verfassen. Interessierte, die ihre Erlebnisse anderen zugänglich machen wollen, senden einfach ihren Text an uns.

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„Zu wenig, um zu leben! Zu viel, um zu sterben!“

Wie Unternehmen mit Hilfe des AMS falsche Tatsachen vorspiegeln. Ein Erfahrungsbericht.

G., 25 Jahre, Maga. phil. (abgeschlossenes Studium: Publizistik- und Kommunikationswissenschaft)

Ich begann ein Praktikum bei einer Art online-Medium, welches letzten Endes ganze drei Monate dauern sollte. Nach dem anfänglichen Eindruck, dass ich mit unnötigen Tätigkeiten beschäftigt werden sollte (z.B. Artikel immer wieder, tagelang, umschreiben, weil „das holpert noch, weißt!?“), fand ich doch Gefallen an den mir gestellten journalistischen Aufgaben in der Redaktion. Als momentan neue Texte benötigt wurden, war ich plötzlich fähig Artikel regelrecht aus dem Ärmel zu schütteln und die Redaktionsleitung war über meine Arbeit „überaus zufrieden und begeistert“. In den folgenden Wochen machte mir die Redaktionsleitung immer wieder Hoffnung auf eine feste Anstellung. Auf mehrmalige Nachfrage wurde mir auch versichert, dass die Tatsache meiner Inskription an der Universität Wien dieser Anstellung nicht im Weg stehen würde. Ich sollte mich jedoch „weiterhin fleißig zeigen und bemühen“ damit man eine Anstellung – wenn es dann soweit ist – dem Chef gegenüber „rechtfertigen kann“.

Die letzten beiden Wochen meines redaktionellen Praktikums waren geprägt von Ausweichmanövern der Redaktionsleitung, die mir – als sich doch die Gelegenheit bot, sie zur Rede zu stellen – fahrig vor den Latz knallte, ich hätte mir eben „selbst etwas überlegen müssen“ und man einfach „wissen muss, worauf man sich einlässt. C’est la vie!“

Eingelassen hatte ich mich laut Inserat auf ein „Praktikum mit leistungsgerechter Bezahlung mit Möglichkeit auf Festanstellung“. Bei der „leistungsgerechten Bezahlung“ handelte es sich um €200.-/Monat à 26Std./Woche; das macht den satten Stundenlohn von ca. € 1,9.- aus. Ein Auszug der WGKK bestätigte meine Vermutung, dass ich von dem Unternehmen im Zuge des Praktikums nie angemeldet worden war und es sich bei diesem sog. „Praktikum“ um nichts anderes als Schwarzarbeit gehandelt hat. Angestellt wurde ich aus folgenden Grund nicht: alle Stellen des Unternehmens werden von einer sog. „Arbeitsstiftung“ des AMS finanziert, worauf all jene Menschen keinen Anspruch haben, die an einer österreichischen Hochschule inskribiert sind. Die in Aussicht gestellte Anstellung erhielt ich folglich nicht, weil ich mich weigerte, mein damals eben erst aufgenommenes Doktoratsstudium „zwei Jahre auf Eis zu legen“.

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„Heute, drei Jahre nach meinem Studienabschluss, sehe ich keinerlei berufliche Perspektiven mehr“

Ein Erfahrungsbericht über Forschungs-Stipendien, versprochene Anstellungen, Teilzeit und Nebenjobs, Leiharbeit, sowie die Erfahrung mit der Pharmabranche und vieles mehr.

Stefanie, 29 Jahre, Biologin

Ich habe Biologie mit Studienzweig Genetik studiert und habe an einer großen Klinik meine Diplom- und anschließend auch noch meine Doktorarbeit verfasst. Im Rahmen meiner Doktorarbeit verbrachte ich einen zweimonatigen Forschungsaufenthalt an einem renommierten Forschungsinstitut in München.

Ich hatte Glück und konnte im Frühjahr 2005 – noch während meines Studiums – an das Forschungsinstitut in München zurückkehren, um dort zu arbeiten. Man hatte mir eine Anstellung bis Jahresende mit 2000 Euro brutto versprochen, da jedoch für mich offiziell keine Stelle frei war, legte man mir nahe, mich nach einem Forschungs-Stipendium umzusehen, da ansonsten für mich nach Jahresende keine Bezahlung geschweige denn eine Anstellung mehr möglich sein würde.
Aus diesem Grund schrieb ich wie eine Verrückte Stipendiums-Anträge, die jedoch allesamt abgelehnt wurden. Was, wie ich später feststellen musste, wenig verwunderlich war, sind die Bewilligungsquoten bei derartigen Stipendien in der Regel gering. Aus der versprochenen Anstellung wurde zudem auch nichts, stattdessen erhielt ich einen Werkvertrag über 800 Euro monatlich, was in einer Stadt wie München nicht gerade viel Geld ist. Im Oktober 2005 schloss ich mein Studium mit ausgezeichnetem Erfolg ab; an meiner beruflichen Situation am Forschungsinstitut änderte sich dadurch natürlich nichts und auch meine Versuche, anderswo einen richtigen Job zu finden, waren nicht erfolgreich.

Im März 2006 kehrte ich frustriert an die Klinik, an der ich meine Diplom- und Doktorarbeit verfasst hatte, zurück und suchte dort um ein Forschungsstipendium an. Das wurde zwar bewilligt, fiel aber mit 726 Euro pro Monat nicht gerade hoch aus. Natürlich war ich auch diesmal nicht angestellt und musste somit von dem Stipendium auch noch meine Krankenversicherung bezahlen, auf eine Pensions- und Arbeitslosenversicherung musste ich gleich ganz verzichten. Leben konnte ich von dem Stipendium auch nur deshalb, weil ich von der Klinik ein günstiges, aber winziges Personalzimmer zur Verfügung gestellt bekommen hatte. Das Stipendium war für ein Jahr bewilligt worden und ich wollte dieses eine Jahr nutzen, um mich anderweitig nach einem Job umzusehen.
Natürlich blieb meine Jobsuche auch diesmal ohne Erfolg. Also blieb mir eigentlich nur, nochmals um ein Stipendium anzusuchen, um auch weiterhin eine Bezahlung an der Klinik zu haben, diesmal allerdings mit eher zweifelhaften Erfolgsaussichten und wiederum würde das Stipendium eher niedrig ausfallen. Leider verfiel ich angesichts der Ungewissheit, ob ich nochmals ein Stipendium erhalten würde, in Panik und beschloss, mir einen Teilzeit- bzw. Nebenjob zu suchen, um im Falle einer Nichtbewilligung des Stipendiums halbwegs finanziell abgesichert zu sein, aber auch einer sozialen Absicherung im Falle von Arbeitslosigkeit endlich etwas näher zu kommen.

Zunächst arbeitete ich in Teilzeit als Zimmermädchen in einem Hotel, fand mich jedoch als einzige Österreicherin in einer Gruppe von Frauen aus dem ehemaligen Jugoslawien wieder und wurde nach einem Monat – wohl weil die Damen wieder unter sich sein wollten – hochkant rausgeschmissen.
Anschließend landete ich als ungelernte Hilfskraft bei einer Leihfirma, arbeitete nun in Vollzeit, verdiente wegen ständiger Stehzeiten jedoch nur wenig. Gleichzeitig brach ich, frustriert über die fehlenden beruflichen Perspektiven an der Klinik bzw. als Biologin generell, den Kontakt zu meiner Arbeitsgruppe an der Klinik ab und sah schlussendlich auch davon ab, nochmals um ein Stipendium anzusuchen.

Im Sommer 2007 kam ich mit Hilfe des AMS in den Genuss einer Bewerbungsberatung sowie eines speziellen Bewerbungstrainings für Akademiker (allerdings erst nachdem meine Mutter interveniert hatte, denn von sich aus hatte das AMS keinerlei Anstalten gemacht, mir in irgendeiner Weise weiterzuhelfen). Ich optimierte meine Bewerbungsunterlagen, trainierte das richtige Verhalten beim Vorstellungsgespräch und konnte zudem wieder davon überzeugt werden, dass es doch Sinn macht, weiterhin eine Stelle in meinem Fachbereich als Biologin anzustreben.
Prompt fand ich auch eine Arbeitsstelle in einem Pharmabetrieb im angrenzenden Bayern und erhielt endlich einen regulären Arbeitsvertrag als Biologin. Meine Freude über den neuen Job war jedoch nur von kurzer Dauer. Gleich in der ersten Arbeitswoche schleppte man mich auf eine Messe nach Italien, wo die Firma einen Messestand hatte und ich wurde – zu meiner großen Überraschung – als neue Leitung der Qualitätssicherung präsentiert. Zurück von der Messe hatte ich meine Aufgabe offenbar erfüllt, das „Gerücht“, ich sei die neue Leitung der Qualitätssicherung, wurde dementiert, im Weiteren wurde ich weder eingelernt noch hatte man Arbeit für mich und so saß ich Tag für Tag in der Firma meine Zeit ab so lange bis ich kurz vor Ende der Probezeit wieder gekündigt wurde.

Mit der Hoffnung, nun mit ersten „Berufserfahrungen“ in der Pharmabranche bessere Chancen auf eine Arbeitsstelle zu haben, begab ich mich also erneut auf Jobsuche. Die Ernüchterung folgte jedoch bald, denn auch diesmal kamen auf meine Bewerbungen hin nur Absagen. Nach gut zwei Monaten Arbeitslosigkeit, wobei ich nach wie vor keinerlei Anspruch auf Arbeitslosengeld hatte, stattdessen von meinem Ersparten lebte, bewarb ich mich wieder einmal bei verschiedenen Leihfirmen und konnte auch sehr bald über eine der Leihfirmen im technischen Bereich als Sachbearbeiterin anfangen.
Aufgrund der Wirtschaftskrise habe ich diesen Job nach einem halben Jahr wieder verloren und bin nun, Dezember 2008, erneut arbeitslos. Und ich habe Angst, wegen der Wirtschaftskrise in nächster Zeit auch über Leihfirmen keinen Job mehr zu finden. Gott sei Dank habe ich mittlerweile Anspruch auf Arbeitslosengeld …

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Ein positiver Bericht zur Abwechslung

Aus einer Praxiserfahrung in den Ferien kann mehr entstehen. Ein Erfahrungsbericht über Geräte, Papierstaus, Fälle und berufliche Chancen. Die Ausnahme von der Regel?

Dr. E., 27 Jahre, Juristin

Kaum hatte ich mit meinem Studium der Rechtswissenschaften begonnen, begann ich auch, einen Ferialjob in einer Anwaltskanzlei zu suchen. Ich hatte zwar erst zwei Semester studiert, aber ich wollte unbedingt bereits praktische Erfahrungen sammeln, insbesondere, da die Prüfungen (Einführung, Rechtsgeschichte und römisches Recht) keine besondere praktische Relevanz hatten.
Zunächst schrieb ich viele Bewerbungen und erhielt ebenso viele Absagen. Meist hieß es: Warten Sie mal, bis Sie praxisrelevante Prüfungen absolviert haben, dann melden Sie sich wieder.

Aber schließlich fand ich – über Vermittlung einer Freundin – einen Anwalt, der mich zumindest zum Vorstellungsgespräch einlud. Eine kleine Kanzlei am Lande, ein Anwalt, eine Konzipientin, 2 Sekretärinnen, eine davon Teilzeitkraft. Er meinte, Kaffeekochen und kopieren würde ich schon können und Anrufe notieren wäre wohl auch möglich. Wir vereinbarten vier Wochen zu einem Gehalt, das eher einem Taschengeld glich, aber ich war froh, überhaupt ein Praktikum gefunden zu haben. Gleich in der ersten Woche fielen beide Sekretärinnen und die Konzipientin aus, der ältere Praktikant, der mich eigentlich einschulen sollte, erschien erst gar nicht und die Praktikantin, die die Schreibarbeiten übernehmen sollte, fiel ebenfalls auch. Ich saß also in meiner ersten Woche ganz allein in der Kanzlei, kannte mich weder mit den Geräten (Fax, Kopierer, Telefonanlage mit mehreren Nebenstellen zum „Durchschalten“) aus, noch kannte ich die speziellen Computerprogramme.

Mir blieb also nichts übrig, als mich irgendwie durchzuwurschteln zwischen Anrufen nervöser Kunden, Papierstau in diversen Geräten und verärgerten Anfragen des Anwalts, warum dies und jenes noch nicht erledigt wäre. Nach zwei Tagen war ich kurz davor zu kündigen und mich nach einem ruhigern Job umzusehen. Aufgeben ist allerdings nicht meine Art. Wenn ich mir etwas vornehme, dann schaffe ich es auch.
Also arbeitete ich weiter, so gut ich eben konnte. Was ich in der normalen Bürozeit nicht schaffte, erledigte ich eben am Abend. Wenn etwas bis zum Freitag fertig sein musste, dann war es bis Freitag fertig und wenn ich notfalls im Büro übernachten müsste (was Gott sei Dank nie der Fall war). Kurioserweise kann ich nach Diktat besser tippen als manche Sekretärin und kam auch rasch mit den Programmen und Geräten zurecht.
Am Ende des Praktikums rief mich der Anwalt in sein Büro, gab mir das Doppelte des vereinbarten Entgelts und fragte mich, ob er in den nächsten Ferien wieder mit mir rechnen dürfe. Selbstverständlich sagte ich zu.

Im nächsten Jahr fiel mir alles schon sehr viel leichter. Ich kannte die Geräte, die Programme, die Kunden und die Fälle. Obwohl ich erst im zweiten Studienabschnitt war, durfte ich bereits Arbeiten verrichten, die eigentlich die (inzwischen in Karenz befindliche) Konzipientin hätte erledigen sollen. Tippen musste ich nur noch ausnahmsweise, wenn etwas ganz besonders dringend war.
So ging es dahin und aus dem einen Ferialpraktikum wurde rasch ein Dauerpraktikum, bei welchem ich je nachdem, wie ich Zeit hatte, auch unter dem Semester arbeitete. Rasch durfte ich auch anspruchsvolle Arbeiten erledigen. Ich bekam dabei insbesondere jene Fälle, die mit den Prüfungen, für die ich gerade lernte, zu tun hatten.
Nachdem ich mein Studium mit überdurchschnittlich gutem Erfolg abgeschlossen hatte und das Doktorat begann, stellte mir mein Chef seine Bibliothek zur Verfügung, sollte ich etwas für meine Dissertation brauchen. Tatsächlich unterstützte er mich in jeder erdenklichen Weise im Doktorratsstudium, auch durfte ich während der Arbeitszeit in der Kanzlei Artikel aus Büchern und Zeitschriften, die ich für meine Doktorarbeit benötigte, kopieren.

Nach Abschluss des Doktorats und des (vorgeschriebenen) neunmonatigen Gerichtspraktikums konnte ich sofort in der Kanzlei als Konzipientin anfangen. Die Arbeitsbedingungen sind hervorragend, ich habe größtmögliche Freiheit und werde – obwohl erst seit einigen Monaten in der Kanzlei als Konzipientin tätig – wie eine Junior-Partnerin behandelt. Tatsächlich redet mein Arbeitgeber von Ausbau der Kanzlei für zwei Rechtsanwälte. Dass Anwälte schlecht bezahlen und die Arbeitszeiten und -belastungen hoch wären, kann ich nicht bestätigen, zumindest bei mir trifft dies in keiner Weise zu.

Ich nehme an, dass meine Geschichte wohl die Ausnahme von der Regel sein dürfte. Aber auch positive Erfahrungsberichte sollten einen Platz haben.

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Zwiespalt: Freude über ein tolles Praktikum vs. 50 prozentige Bezahlung und Zukunftsängste

Ein Erfahrungsbericht über postgraduale Prakitka, Hoffnungen und Risken.

Anita, 28 Jahre, Ökologin

Ich Biologin, 28, im Juli 2008 mit dem Studium fertig geworden, habe mir immer geschworen, nach dem Studium kein Prakikum mehr zu machen. Nicht nur, weil der Großteil unbezahlt ist und ein Praktikum aus diesem Grund für mich gar nicht möglich wäre, sondern auch, weil diese Ausbeutung frischer Akademiker mir grundsätzlich gegen den Strich geht. Ich bin auch durchaus noch der Meinung, dass Leute, die unbezahlte Praktika annehmen, das System nur noch mehr unterstützen, denn warum sollte ich jemandem Geld zahlen, wenns Leute gibt, die gratis für mich arbeiten?

Da mir klar war, dass ich als auf Naturschutz spezialisierte Ökologin nicht unbedingt die besten Jobchancen habe, habe ich mich in den letzten Monaten auch für fachfremde Posten beworben und mich, nachdem ich doch ein bisschen Panik bekommen habe, doch für ein Praktikum beworben und dieses auch bekommen. Der Unterschied ist aber, dass es ein Verwaltungspraktikum ist – sprich 12 Monate bei 50%iger Bezahlung und ich wirklich mitarbeiten kann und muss und nicht vor dem Kopierer stehen.
Ich hoffe nach wie vor, dass es die richtige Entscheidung war und ich mir so Erfahrung im internationalen Bereich aneignen kann, die in einem Jahr zu einem fixen Job führt, auch wenn ich mich dann doch wieder ein bisschen ärgere, dass ich den Job einer Angestellten mache und nur halb soviel verdiene.

Nach wie vor bin ich aber entsetzt über die Arbeitsbedingungen fertiger Akademiker und die Art und Weise, wie man auch als Nichtakademiker am Arbeitsmarkt ausgenützt wird. Dieses System geht wahrscheinlich auch nach hinten los, da es einfach psychisch sehr belastend ist, keine Sicherheiten in der Zukunft zu haben, an der Armutsgrenze zu streifen, immer in Sorge sein zu müssen, was in einem Jahr sein wird, und, und, und…

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Um jede Zeile im Lebenslauf kämpfen

Bringt eine Zeile mehr im Lebenslauf einen individuellen Vorteil? Über die Zerstörung von Illusionen, die Wertschätzung unbezahlter Arbeit und die Bedeutung von familärer Unterstützung. Ein Erfahrungsbericht.

Ben, 24 Jahre, Student der Politikwissenschaft

Gleich in der Einführungsvorlesung für Politikwissenschaft werden sämtliche Illusionen über einen gesicherten Arbeitsplatz oder einen einfachen Einstieg ins Berufsleben zerstört. Man solle, so der Rat, um jede Zeile im Lebenslauf kämpfen und neben einem guten Studienerfolg Sprachen lernen, in möglichst relevanten Bereichen Joberfahrung sammeln und natürlich Praktika machen. Dass diese oft unbezahlt geleistet werden, wurde im Vorhinein klargemacht, das sei leider heutzutage üblich. Denn der Sinn sei schließlich, dass man Kontakte knüpft und Erfahrungen sammelt.
Mein erstes Praktikum machte ich später bei einer Sektion des Verteidigungsministeriums, entsprechend etwa 40 Wochenstunden. Dort machte mir man klar, dass meine Arbeit geschätzt werde, jedoch auch dass kein Geld da sei um mich irgendwie zu entlohnen. Immerhin würde ich ja einen Nachweis erhalten. Die Tätigkeit stellte sich teilweise als durchaus interessant dar, teilweise kopierte man aber auch nur für Kollegen. Die Arbeitsatmosphäre war durchaus freundlich, die Kontakte, die ich knüpfte führten jedoch auch nur zu Angeboten für weitere unbezahlte Praktika.

Da meine Familie mich nach wie vor unterstützen kann, war es möglich ein Monat unbezahlt zu arbeiten (neben dem Studium und dem regulären Arbeitsplatz). Für jene aus benachteiligten Verhältnissen ist dies undenkbar. Gespräche mit Studienkollegen und Absolventen bestätigen, dass Praktika keinesfalls einen guten Einstieg in das Berufsleben garantieren. Eine Besserung der Lage ist nicht in Sicht.

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„Das ist heuer schon mein zehnter Job!“

Ein Erfahrungsbericht eines Naturwissenschaftlers über Praktika, studentische Mikrojobs und Prekarität

Erik, 29 Jahre, Biologe

Ich studierte Biologie und schloss das Studium Ende 2005 mit Auszeichnung ab. Anfang 2006 machte ich mich dann auf Jobsuche – freilich ohne Erfolg.
Dann machte ich ein unbezahltes Praktikum in einem großen Museum mit der sehr vagen Aussicht, daß irgendwann eventuell eine Teilzeitstelle frei wird. Das Praktikum brach ich aber bald ab, weil es frustierend ist, eine Arbeit ohne Bezahlung zu machen, wenn im selben Raum Leute sitzen, die exakt die selbe Tätigkeit gegen Bezahlung machen. Außerdem glaube ich, daß wir jungen Absolventen uns durch unsere Bereitschaft zu solchen Praktika den Arbeitsmarkt zum Teil selbst zerstören.

2007 arbeitete ich bei verschiedenen Projekten im Bereich Naturschutz und Umweltbildung – lauter interessante Jobs, für die ich auch bezahlt werde. Klingt toll – ist es aber nicht! Es ist extrem belastend, an mehreren Projekten gleichzeitig zu arbeiten. Es ist schwierig an diese Jobs zu kommen, die Aufträge sind sehr anspruchsvoll, und oft genug muss man dann noch monatelang seinem Geld nachlaufen.

Mir fällt auf, daß in vielen eigentlich anspruchsvollen Bereichen, wie zB die Betreuung wissenschaftlicher Sammlungen oder das Erstellen von Fachgutachten, kaum Akademiker angestellt werden. Stattdessen werden diese Aufgaben in hunderte Mikrojobs zerlegt, für die dann Studenten engagiert werden. Manchmal frage ich mich, was mir mein Magister eigentlich bringt!?

Ein Problem ist auch, daß unser Sozialsystem davon ausgeht, daß alle Menschen entweder fix angestellt oder sehr reich sind (obwohl es ja schon punktuelle Verbesserungen zB bei Neuen Selbständigen, etc gibt).

Momentan (Dezember 07) arbeite ich übrigens am Christkindlmarkt und verkaufe Holzschmuck. Das ist heuer schon mein zehnter Job!

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„Sie sind leider überqualifiziert!“

Ausgebildete Frauen erzeugen Widerstand

Tanja, 29 Jahre, Publizistin und Studentin

Ich (29 Jahre, weiblich und aus Wien) habe das so genannte „Orchideenstudium“ Publizistik mit einer Fächerkombination aus Politikwissenschaft, Psychologie und Theaterwissenschaft mit dem akademischen Grad „Magistra der Philosophie“ absolviert. Während meines Studiums arbeitete ich immer ohne Anstellung als geringfügig Beschäftigte in der Medienbranche, um die berühmte Berufserfahrung vorweisen zu können. Freie Tage und Urlaube musste ich Monate voraus mit den KollegInnen koordinieren, obwohl ich arbeitsrechtlich gesehen dazu nicht verpflichtet gewesen wäre. In der Realität ist es so gewesen, dass ich ins Unternehmen eingegliedert wurde und sogar im Krankheitsfall selbst für Ersatz sorgen musste – Soviel zur Theorie und Realität von atypischen Beschäftigten.

Nach meinem Studium entschloss ich mich, eine Zusatzausbildung zu machen und erhoffte mir dadurch die lang ersehnte Anstellung. Es ist nicht so gewesen, dass es keine Jobausschreibungen gab. Die meisten Unternehmen fanden meine Bewerbung sehr interessant und es kam sogar zu einigen Vorstellungsgesprächen. Aber im Endeffekt haben sie sich meistens für weniger qualifiziertere KandidatInnen entschieden, da diese geringere Ansprüche stellten bzw. geringere Gehaltsvorstellungen hatten. Ich hörte sehr oft das Argument: „Sie sind leider überqualifiziert“. Meine Überlegungen an einen fixen Job zu kommen gingen sogar so weit, dass ich ernsthaft überlegte, meine Qualifikationen und Ausbildungen aus meinem Lebenslauf zu streichen. Aber ich habe immerhin einen Studienabschluss und eine zehnjährige Berufserfahrung vorzuweisen. So ganz nebenbei sollte ich auch an meine finanzielle Absicherung denken. Außerdem möchte ich am Arbeitsmarkt ernst genommen werden! Es ist für mich ganz einfach ein Ding der Unmöglichkeit an ein unbefristetes Dienstverhältnis mit Anstellung zu kommen. Ich habe auch bereits den Anspruch zurückgelegt, eine Arbeit anzunehmen die auch meiner Qualifikation entspricht.

Um während dieser arbeitslosen Zeit am Ball zu bleiben, habe ich ein weiteres Studium (naturwissenschaftlich-technisch) begonnen. Es wurden mir die besten Chancen am Arbeitsmarkt versprochen. Die Realität sieht auch hier leider anders aus. An der Universität nahm ich einen befristeten freien Dienstvertrag an, um dort wenigstens einen Fuß in der Türe zu haben. Meine bisherige Qualifikation war endlich gefragt. Doch leider wurde ich nur verbal umschmeichelt und das Honorar fiel trotzdem sehr gering aus. Somit schließt sich der Kreis und ich befinde mich nach wie vor auf der Suche nach einer Anstellung.

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40 Stunden für 400 Euro

Praktika und Volontariate im Medienbereich erfordern Nervenstärke

Jennifer, Master Medienmanagement, Tirol

Nach meinem Studium Medienmanagement habe ich mich erst mal für ein Praktikum entschieden. Ich wollte arbeiten, war besonders motiviert und wollte auf der Suche nach dem Traumjob keine Zeit vergehen lassen. Die Euphorie hat sich bei mir bald in Frust gewandelt. Beim Vorstellungsgespräch für ein Praktikum bei einem führenden deutschen Medienkonzern hat man mir dann gleich die Angst entgegen gebracht, ich könne nach kurzer Zeit einen „richtigen“ Job finden. Dennoch wurde ich eingestellt unter dem Vorwand, dass die Abteilung ständig wachsen würde und meine Chancen sehr gut stünden nach 6 Monaten übernommen zu werden. Da es sich um ein äußerst erfolgreiches Unternehmen handelt, war ich so naiv dies auch noch zu glauben.

Mitte Jänner habe ich also voller Vorfreude auf meinen zukünftigen Job das Praktikum begonnen. 40 Stunden in der Woche für 400 Euro monatlich. Besser als nichts, allerdings bei den Mietpreisen in München eigentlich so gut wie nichts. Nach knapp 2 Monaten kam dann das heiß ersehnte Jobangebot- allerdings in einem anderen Unternehmen. Ein Volontariat auf 2 Jahre befristet. Wieder nur ein Volontariat, keine Fixanstellung. Aber immerhin besser als ein Praktikum. Die nächsten 2 Jahre müsste ich mir also keine Sorgen um Arbeit machen. Mittlerweile war mir klar, dass man mich bei dem Medienkonzern, in dem ich mein Praktikum machte, nicht einstellen würde. Nachdem ich an allen möglichen Bewerbungsrunden für einen möglichen Einstieg teilgenommen und nächtelang Projekte fertig gemacht hatte (alles um zu testen, ob ich für eine mögliche Mitarbeit geeignet wäre) und ich so eigentlich bei weitem mehr als nötig gearbeitet hatte, ließ man mich warten. Aus den Unternehmensreihen erfuhr ich mittlerweile schon, dass nie Praktikanten eingestellt würden. Weder vor mir, noch nach mir und dass auch die Abteilung nicht vergrößert werde. So wie es mir ein ehemaliger Praktikant gleich am ersten Tag prophezeit hatte. Ich kündigte und wollte mein Volontariat antreten.

Von diesem Moment an, war das Praktikum der reinste Horror. Eine Kollegin grüßte mich nicht mehr aus Wut über meinen Praktikumsabbruch. Schließlich erhielt ich ein Zeugnis, das ich nicht einmal mit meinen Bewerbungen mitschicken kann. Schlechte Beurteilungen für sehr engagierte Praktikanten, die eigentlich Absolventen sind. Dafür, dass ich fast 4 Monate gearbeitet habe und man mir eine mögliche Anstellung vorgaukelte. Natürlich fragte ich nach, wollte wissen, warum die Noten so schlecht seien. „Ich solle doch zufrieden sein, ich sei eben nicht besser gewesen,“ sagte man mir. Zu meinem Pech, habe ich dann auch noch eine Absage für das Volontariat bekommen. Die Firma hat einen großen Kunden verloren und ist in Konkurs gegangen. Da steh ich nun, ich armer Tor und bin so klug als wie zuvor.

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„Mein Leben ist aber keine Feier!“

Mehrere akademische Grade machen es nicht leichter

Patrick, 29 Jahre, Master of Advanced International Studies

Ich halte unbezahlte Praktika für reine Ausbeuterei. Leider musste ich feststellen, dass viele meiner Kollegen auf eine für mich kaum vorstellbare Weise bereit waren, sich zu verbiegen und sich Arbeitgebern durch monatelange Gratis-Arbeit anzudienen, um dann letztlich erst in der Arbeitslosigkeit zu landen.

Ein „gemachter Mann“ bin ich heute trotz Doppelstudium, Promotion mit Auszeichnung und Post-Graduate-Ausbildung sicherlich nicht. Nach ca. 1 ½ Jahren Jobsuche (= Erwerbslosigkeit, da als Jungakademiker kein Anspruch auf Arbeitslosengeld bestand; entsprechend gab es kein Aufscheinen meiner Person in der offiziellen Arbeitslosenstatistik; und die Krankenversicherung lief auch aus) und dem „Luxus“, unbezahlte Praktika zu verweigern, fand ich dann doch eine Beschäftigung an einem außeruniversitären Forschungsinstitut als wissenschaftlicher Mitarbeiter. Ich betrachte es schon als einen Erfolg, dass ich nicht unbezahlt arbeite und auch nicht arbeitslos bin. Die schlechte Nachricht ist: Mein Einkommen ist nur knapp existenzsichernd, das Engagement befristet und ich kann weder an Familiengründung noch Pensionsvorsorge denken. Ich lasse mir aber nicht nachsagen, nur aus Egoismus auf Kinder zu verzichten, weil ich nach Meinung der ÖVP-Bildungsministerin Elisabeth Gehrer ständig wie alle Jungen nur auf „Partys“ gehen möchte. Mein Leben ist aber keine Feier! Ich kann mir Familie trotz Arbeit wirklich nicht leisten! Und ich empfinde es als persönliches Opfer, dass ich darauf verzichten muss. Eine „Strafsteuer“ für Kinderlose, wie manche konservative Kreise das fantasieren, werde ich sicher niemals bezahlen, da lasse ich mich lieber einsperren!

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„PraktikantInnen werden als Vollzeitkräfte eingeplant“

Praktika erfordern ein hohes Maß an Mobilität, Überstunden und Flexibilität

Josefina, 27 Jahre, Soziologin

Ich habe im März ein sechs monatiges Praktikum in einer deutschen Agentur für Marketingkommunikation mit über 60 Mitarbeitern abgeschlossen. In diesem Unternehmen werden regelmäßig in jeder Abteilung Praktikanten für ein halbes Jahr beschäftigt. Die Vergütung beträgt pro Monat € 500,- und die Praktikanten werden als Vollzeitarbeitskräfte eingeplant. Es wird von ihnen erwartet, dass sie genau wie alle anderen Mitarbeiter täglich Überstunden leisten, ohne dafür Zeitausgleich oder Vergütung zu bekommen.

Auf der einen Seite habe ich natürlich viel gelernt, weil ich ja die selbe Arbeit leisten musste, wie ein Nicht-Praktikant. Auf der anderen Seite habe ich es schon sehr als Ausbeutung empfunden, wenn ich wöchentlich mindestens 10 Überstunden für absolut null Vergütung abgeleistet habe. Da gewinnt man schon leicht den Eindruck, dass man schlichtweg als gut qualifizierte aber billige Arbeitskraft benutzt wird.

Bei meinem Praktikum in Südafrika bei einer Eventagentur vor zwei Jahren hatte ich ein komplett anderes Gefühl. Ich bekam zwar viel weniger gezahlt, da in Südafrika einfach andere Gehaltsvorstellungen herrschen – aber zumindest bekam ich einen gleichwertigen südafrikanischen Lohn wie alle anderen Mitarbeiter. Und ich wurde mehr als Lernende behandelt – musste nicht in Rekordzeit Massen an Arbeit bewältigen sondern durfte länger brauchen und eben lernen.

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„Wir hätten öfters einfach NEIN sagen müssen“

Praxiserfahrung als Motiv

Judith, 25 Jahre, Publizistin und Wirtschaftswissenschaftlerin

Trotz zahlreicher Bewerbungsschreiben an diverse öffentliche und private Radiosender erhielt ich nur eine Zusage für ein Vorstellungsgespräch. Im Vorfeld wurde mir bereits mitgeteilt, dass ich nur mit einer geringen bis gar keiner Entlohnung rechnen müsste. Die Entlohnung spielte für mich jedoch zu diesem Zeitpunkt keine Rolle mehr.

Nach den vielen Absagen war nur mehr die Aussicht endlich wo arbeiten und dabei möglich viel lernen zu können wichtig. Sicher habe ich während des Praktikums viel gelernt, doch steht das in Relation dazu, was sich der Radiosender durch mich erspart hat? Insgesamt waren wir 3 PraktikantInnen, welche die Aufgaben der sich im Urlaub befindlichen RedakteurInnen, sowie fleißig Wochenenddienste übernahmen. Alle waren in der gleichen Situation wie ich, einfach nur froh, endlich wo arbeiten zu können. Dies führte oft dazu, dass wir viele Sachen als gegeben annahmen und uns jede Arbeit aufhalsen ließen. Im Nachhinein gesehen hätten wir einfach öfters einfach NEIN sagen müssen. Bezahlt bekamen wir nichts. Als ich fragte, ob ich wenigstens eine Fahrtkostenrückerstattung erhalten könnte, war der Personalchef sichtlich unangenehm berührt, aber das war dann auch schon alles.

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